Erstaunlicherweise höre ich, wenn es um Schnitzmesser geht immer wieder die Aussage: „Oh, das ist ja viel zu scharf für Kinder!“
Ein Vater in unserer Kurswerkstatt erzählte mir sogar die Geschichte, wie sein Opa ihm als Kind ein echtes und scharfes Schnitzmesser schenkte. Er war total begeistert und freute sich riesig darüber. Als er zu Hause angekommen das Messer seinem Vater zeigte, prüfte dieser die Klinge und schliff sie anschließend am Schleifstein stumpf. Sicher meinte der Vater es nur gut mit seinem Kind, hatte aber das Geschenk des Opas für den Jungen wertlos gemacht.

Sicher gehört einiges an Vertrauen in seine Kinder dazu, diese mit scharfen Werkzeug arbeiten zu lassen. Aber ist die Verletzungsgefahr später nicht viel höher, wenn man nie den Umgang und den damit verbundenen Respekt vor scharfen Dingen erlernt hat.
Ich weiß von Waldkindergärten, da dürfen die 3-4-Jährigen mit scharfen Messern schnitzen – nachdem sie einige Regeln gelernt und verinnerlicht haben (Schnitzkreis zeichnen, immer vom Körper weg schneiden, auf die Arbeit achten und nicht ablenken lassen).

Viele Schnitzmesser für Kinder haben eine gerundete Spitze. So kann nicht mehr versehentlich mit dem Messer gestochen werden, es ist aber trotzdem scharf genug, um vernünftig zu arbeiten.
Stumpfe Messer stellen in meinen Augen eine viel größere Gefahr dar, als scharfe. Es wird viel mehr Kraft benötigt, um wenigstens etwas Rinde abzuschaben. Durch verbissenes Arbeiten verbunden mit einem gewissen Frustpotential und hoher Kraftanwendung neigt man doch viel eher zum Abrutschen.
Letztlich muss man sich auch fragen: „Was ist das Schlimmste, das passieren kann?“ – Kleinere Verletzungen gehören zum Großwerden irgendwie dazu. Jedes Kind hat sich schon einmal beim Fußballspielen, Rennen, Toben, etc. die Knie aufgeschrammt und etwas daraus gelernt.
Kinder können mehr. Seid mutig, – wie sie.

Übrigens zum Schnitzen eignen sich frische Äste wie Weide oder Hasel und Lindenholz.
Viel Spaß beim Schnitzen!