Das Helfersyndrom

Immer wieder erwische ich mich in der Werkstatt der Werkkiste dabei, wie ich einem Kind vorschnell helfen möchte und dem Kind nicht genügend Zeit gebe, um sich selber in das Sägen oder Hämmern hinein zu fuchsen.

Ich muss mich dann immer wieder selber stoppen und mich daran erinnern, dass der beste Lehrer die eigenen Erfahrungswerte sind.

Kinder lernen am besten, wenn Sie sich selber ausprobieren und am Anfang muss man eben auch alles einmal falsch machen, um es im Anschluss richtig machen zu können.

Wir Erwachsenen denken oft, es hilft dem Kind den Hammer aus der Hand zu nehmen, um ihm zu zeigen wie man ordentlich hämmert, dass ganze stimmt wenn aber nur in begrenzten Maßen und eigentlich ganz und gar nicht.

Natürlich ist es wichtig dem Kind zu zeigen wie man den Hammer bzw. die Säge hält oder führt, jedoch ist es umso wichtiger dem Kind die Zeit und Ruhe zu geben, die Handhabung dann letzten Endes selber durchzuführen und den Bewegungsablauf zu verinnerlichen.

Je mehr man dem Kind die Werkzeuge aus der Hand nimmt, umso mehr stört man das Kind in seinem Lernprozess.

Weniger zu helfen, bewirkt das dass Kind mehr selber ausprobiert und somit die Bewegungsabläufe und Feinmotorik im Werkzeuggebrauch wesentlich besser zu verstehen lernt.2018-01-18-PHOTO-00000012

Es dauert immer eine Zeit bis die Kinder verstehen, das die Säge gerade gehalten werden muss und man besser nicht mit Gewalt sondern mit Gefühl sägen sollte, oder das man den Hammer besser etwas weiter hinten hält, da man dadurch mehr Schlagkraft beim hämmern hat.

Jedoch brauchen solche Lernprozesse ihre Zeit und müssen möglichst häufig geübt werden, damit sie Ihre Wurzeln schlagen und das Kind „kapiert“ wie es richtig geht.

„Kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen, nur Übung macht den Meister“, das hat meine Mutter früher immer zu mir gesagt.

Und damit hat sie Recht behalten, je mehr ich die Kinder selber machen lasse, desto eigenständiger und selbstbewusster erlernen Sie den Handwerkzeuggebrauch.

Je mehr ich Ihnen zwischendurch helfe, desto mehr verlieren die Kinder das eigene Selbstvertrauen und bitten mich für Sie die Arbeiten, sei es sägen oder hämmern, zu erledigen.

Die beste Hilfe welche man den Kindern geben kann, ist noch immer bei Problemen oder Schwierigkeiten, dem betroffenen Kind eine ordentliche Portion Mut zu zusprechen und mentale Hilfestellung zu leisten.

Auch wenn der erste Schnitt mit der Säge total daneben ist, oder die ersten Nägel krumm und schief ins Holz geschlagen werden, ist es wichtig dem Kind zu signalisieren, dass es einen „super Job“ gemacht hat.

Es kommt auf den Einsatz des Kindes drauf an, niemals auf das Resultat des Geschaffenen, jedes Kind arbeitet mit den bestmöglichen Fähigkeiten die es besitzt.

Wichtig ist also dem Kind zu signalisieren, dass sein Einsatz an der Werkbank gesehen und geschätzt wird und das jedes selbstgebaute Objekt ein voller Erfolg ist, ganz egal ob es eigentlich alles krumm und schief oder perfekt ausgearbeitet ist.

Besonders Eltern neigen dazu, dem Kind vorschnell die Säge aus der Hand zu nehmen, ich versuche dann den Eltern zu zeigen, dass Ihr Kind die Arbeit auch ohne Ihre Hilfe schafft und größere Fortschritte im Alleingang an der Werkbank macht.20180710_121616_resized

Ich weiß es ist manchmal schwer die Geduld zu bewahren und dem Kind die Zeit zu geben sich auszuprobieren.

Jedoch wäre man selber auch schnell genervt, würde sich ständig jemand einmischen während man sich in etwas neuem versucht und einem zeigt wie es richtig geht.

Wahrscheinlich würde einem schnell die Lust vergehen und man würde die Flinte früher oder später ins Korn werfen, das gleiche gilt eben für Kinder.

Die Eltern und auch ich, sind wohl eher dafür verantwortlich, den Nachwuchstischlern genügend Pausen zu ermöglichen.

Klappt etwas gerade nicht wie es soll und das Kind fängt an der Aufgabe an zu verzweifeln, dann ist eine kleine Pause unbedingt notwendig.

Zwischen durch sich von der Werkbank zu entfernen, um einen Schluck Wasser zu trinken oder einmal von der Stulle abzubeißen, gibt frischen Wind in die Segel und anschließend lässt es sich mit neuer Energie gleich wieder viel besser arbeiten.

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