In den Sommerferien hatten wir wieder richtig viele Ferienkurse. Besonders beliebt ist jedes Mal wieder unser Werkzeugführerscheinkurs. Aber was ist eingentlich ein Werkzeugführerschein? Und wie läuft der Kurs ab? Was lernen die Kinder? Und welche Werkzeug werden dabei benutzt?
Heute schreibe ich vom Ablauf und Inhalt eines typischen Werkzeugführerschein-Ferienkurses:
Ziel des Kurses ist es, dass die Teilnehmer alle wichtigen Handwerkzeuge zur Holzbearbeitung kennen lernen und nach dem Kurs auch anwenden können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Arbeitssicherheit und erstes Wissen zum Naturrohstoff Holz.
5 Stunden inkl. Pausen dauert der Werkzeugführerscheinkurs, wir starten um 10 Uhr.
Los geht’s!
Nach einer Kurzen vorstellung der beiden Kursleiter ( Tobias, Pelle) und der Werkkiste, interessiert uns die Vorerfahrung der Teilnehmer. Wer hat vielleicht schon einmal mit Mamma, Papa oder Opa/Oma etwas aus aus Holz gebaut? Wer hat vielleicht sogar eigenes Werkzeug zu Hause? Einige (leider wenige) haben auch im Kindergarten oder in der Schule bereits mit Holz gearbeitet.
Dann bekommt jedes Kind einen Werkzeugführerschein und einen Zimmermannsbleistift und kann seinen oder ihren (wir haben ca 30-40% Mädchen bei unseren Werkzeugführerscheinkursen) Namen eintragen. Die Ausbildung neuer Handwerker kann beginnen.

Wir starten mit den wichtigen Regeln in der Holzwerkstatt: Konzentriert Arbeiten und Pausen machen, Werkstücke immer fest einspannen und auf die „zweite“ Hand achten (die, die gerade nicht sägt oder hämmert).
Dann geht es ans Anzeichnen, Zollstock, Zimmermannsbleistift und Tischlerwinkel – wozu braucht man den denn?

Beim Sägen mit der Japansäge kommen die Kinder ordentlich ins Schwitzen und nachdem verschiedene Sägen (auch die ganz Großen) ausprobiert werden dürfen, ist Zeit für eine erste Trinkpause.

Nach dem Sägen wird das Holz mit Raspel, Feile und Schleifpapier gründlich abgerundet, da fliegt die Späne. Einige werden ungeduldig, andere könnten noch stundenlang weiterschleifen.
Für jedes besprochene und ausprobierte Werkzeug gibt es einen Stempel und langsam füllt sich der Werkzeugführerschein. Alle achten darauf auch die richtigen Stempel zu bekommen.
Nach dem Bohren, verschieden größer Löcher mit unserem Tellerbohrer erraten die ersten Kinder, dass unser Übungstück nebenbei eine kleine Maus wird.

Das Bohren mit der Bohrwinde und dem alten Schiffsbohrer ist eine besondere Zugabe und ziemlich beeindruckend. Noch ein paar Nägel als Barthaare (mit der Kombizange festhalten und wen notwendig mit der Kneifzange und der Hebelkraft herausziehen), ein Schraubenohr (die Schlitzschrauben sind ganz schön schwierig, Kreuz geht viel besser) und der Schwanz. Fertig ist das Übungstück!
Zeit für die große Mittagspause. Wir setzen uns zusammen an unseren „Wohnzimmertisch“ und essen das Pausenbrot. Trinken nicht vegessen!
Nach dem Essen geht es kurz an die frische Luft in unseren Garten und dabei gibt es etwas Holztheorie. Was gibt es für Holz? Wo kommt es her? Was kann man damit machen? Welches Holz ist hart, welches weich? Es schwimmt, es brennt, es wird von Pilzen und Käfern gefressen, es ist schön, warm und sehr praktisch. Wir zählen noch ein paar Jahrringe und dann geht es zurück zum Werktisch.
Wir wiederhohlen noch einmal gemeinsam die Arbeitssicherheit, klären einige Fragen zum Werkzeug und dann geht es ans eigene Abschlusswerkstück. Die verbleibenden zwei Stunden nutzen wir dafür das gelernte anzuwenden und zu vertiefen. Dazu haben wir Material für Fahrzeuge vorbereitet. Die Kinder bauen, Geländewagen, Monstertrucks, Rennautos und Lkws. Auch Wohnmobile, Minibusse und einen Eiswagen hatten wir schon dabei.
Das Werken läuft jetzt fast von alleine. Die Kinder fühlen sich deutlich sicherer als zu beginn und haben viele tolle Ideen. Ab und zu müssen wir noch ein wenig an die Sicherheit erinnern. Wenn es mal schnell gehen soll wird doch mal das Einspannen der Werkstücke vergessen. Sparsam mit dem Leim, sonst braucht es so lange zum Trocknen.

Die Fahrzeuge sind fertig und toll geworden. Wir räumen gemeinsam den Werktisch auf und sortieren das restliche Holz. Langsam kommen die ersten Eltern (und Geschwisterkinder) an.
Die Abschlusswerkstücke werden aufgebaut und die letzten Stempel verteilt. Natürlich haben alle ihren Werkzeugführerschein bestanden. Stolz wird den Eltern gezeigt, was die Kinder gebaut haben. Zu Hause können die Werkstücke dann noch bemalt werden, am besten mit Acrylfarben.

Wir fegen die Späne zusammen und sind etwas erschöpft aber auch sehr zufrieden.